Die Webtalk+ Reihe lädt zu drei interaktiven Online-Sessions ein und rückt die Verknüpfung von Kultur und Nachhaltigkeit in den Fokus. Bonner Kulturinstitutionen und überregionale Akteur*innen präsentieren sich als Matching-Paare, die sich zu unterschiedlichen Erfahrungen mit der Umsetzung nachhaltiger Strategien austauschen. Dabei werden sowohl bewährte Methoden als auch aktuelle Herausforderungen wirkungsorientierter Partnerschaften diskutiert.
Jeder der drei Webtalks wird Nachhaltigkeit im Sinne des Brundtland-Verständnisses behandeln – als Verschränkung ökologischer Herausforderungen mit sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Fragen. So entsteht ein umfassender Blick auf nachhaltige Entwicklung, bei dem die Rolle von Kultur als transformatives Handlungsfeld besonders betont wird. Neben kontextualisierenden Inputs steht der Dialog im Mittelpunkt: Die Teilnehmenden sind eingeladen, sich mit Fragen aktiv in die Diskussion einzubringen. Die Moderation übernimmt die Kulturberaterin Anke von Heyl. Die Reihe bietet Raum für Austausch und möchte neue Impulse zur Stärkung nachhaltiger Zusammenarbeit im Kulturbereich setzen.
Die Webtalks finden statt vom 2. bis 16. September, jeweils dienstags von 16:30 bis 18:00 Uhr.
Die Webtalk+ Reihe ist eine Veranstaltung im Rahmen des »Summer of Change« – Kulturfestivals Bonn.
Der »Summer of Change« ist eine Initiative der Bundesstadt Bonn in Kooperation mit der Bundeskunsthalle und über 30 weiteren Partner*innen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das den Beitrag von Organisationen zum Gemeinwohl misst – auf Basis von Werten wie Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit, Solidarität, Transparenz und Mitbestimmung. Gerade für Kulturbetriebe kann dieses Modell einen wertvollen Orientierungsrahmen bieten, um ihre gesellschaftliche Verantwortung sichtbar zu machen und strukturell zu verankern – jenseits rein wirtschaftlicher Kennzahlen.
In der ersten Session der WebTalk+ Reihe »Kultur und Nachhaltigkeit« erfahren wir, was passiert, wenn sich Kulturinstitutionen auf den Weg machen, sich nach den Werten der GWÖ auszurichten. Zwei Kulturakteur*innen aus der Praxis geben Einblicke in ihre Erfahrungen mit dem GWÖ-Zertifizierungsprozess. Sandra Hinz (Geschäftsführerin und Verwaltungsdirektorin des Deutschen Theater Göttingen) und Malte Boeker (Direktor und Geschäftsführender Vorstand des Beethoven-Haus Bonn) tauschen sich zu ihren Erkenntnissen, Herausforderungen und Visionen aus. Im Dialog beleuchten sie, wie unterschiedliche institutionelle Profile und regionale Kontexte den Weg zur Gemeinwohlorientierung prägen – und welche gemeinsamen Strategien sich daraus für die Kulturpraxis ableiten lassen. Im Zentrum steht ein Gespräch über Haltung und den Kulturwandel hin zu mehr Gemeinwohlorientierung.
Im Anschluss öffnet eine Fishbowl-Diskussion den Raum für weitere Perspektiven: Julia Zalewski (Bundesakademie Kulturelle Bildung), und Julia Nitzschke (atelier automatique), Ralph Christoph (c/o -pop) und Tobias Daur (GWÖ-Experte) geben dabei zusätzliche Impulse. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird diskutiert, was der Kulturbereich durch die Auseinandersetzung mit der GWÖ lernen kann – und wo sein transformatives Potenzial liegt.
Wie übernehmen Kulturschaffende, Institutionen und kulturpolitische Akteur*innen Verantwortung in Zeiten gesellschaftlicher Transformation? In dieser Webtalk+-Session widmen wir uns der Frage, wie Selbstverpflichtungen, Chartas und ethische Leitlinien zu einem fairen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Kultursektor beitragen können – und müssen.
Im Zentrum stehen Initiativen wie die Fair Culture Charta der UNESCO und die vom luxemburgischen Ministerium für Kultur entwickelte Ethik Charta, die konkrete Standards für verantwortliches Handeln setzen. Doch wie können solche Selbstverpflichtungen wirksam werden – jenseits von symbolischen Bekenntnissen? Welche Rolle spielt die Kulturpolitik dabei, solche Prozesse zu initiieren, zu begleiten und zu fördern?
Diese Session beginnt mit spannenden Impulsen der Matching-Partner Lutz Möller (stellv. Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission) und Carl Adalsteinsson (erster Regierungsrat im Kultusministerium Luxemburg). Im Gespräch diskutieren sie darüber, welche Rahmenbedingungen eine faire und nachhaltige Kulturpraxis braucht, sowohl aus einer internationalen Perspektiven wie auch für nationale Strukturen.
In einer offenen Fishbowl-Diskussion wird der Blick erweitert auf Aspekte wie Fair Pay oder gute Arbeitsbedingungen. Diese Themen sind nicht nur interne Managementfragen. Sie sind hochgradig kulturpolitisch relevant: Denn wer Zugang zu Kulturarbeit hat, unter welchen Bedingungen, mit welcher Stimme und in welchen Räumen, entscheidet mit darüber, welche Gesellschaftsbilder Kultur vermittelt – und wie inklusiv, gerecht und resilient sie ist. Kurze Impulse für die Diskussion setzen hier Anna Steinkamp (Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V.) und ein/e Vertreter*in von »Same but different«.
Kunst bewegt, berührt, irritiert und wirkt so prägend auf Wahrnehmung und Veränderung ein. Seit Jahrhundert schon spielt sie daher in gesellschaftlichen Transformationsprozessen eine häufig immer noch unterschätzte Rolle. Bereits im Tutzinger Manifest 2001 wurde – neben den ökologischen, ökonomischen und sozialen Aktionsfeldern – betont und gefordert, die Potenziale und die Bedeutung kultureller Prozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit mehr Raum zu geben und diese aktiv mit einzubeziehen. Im Frühjahr 2025 machte die internationale Transformationskonferenz des Umweltbundesamtes deutlich, wie wichtig es ist, für Kultur und künstlerische Praxis interdisziplinäre und experimentelle Räume zu öffnen.
In der dritten Session der WebTalk+ Reihe »Kultur und Nachhaltigkeit« kommen verschiedene Perspektiven in den Dialog, um vielfältig zu erkunden, wie künstlerische Praxis Wege hin zu mehr Nachhaltigkeit anregen kann. Über Einblicke und konkrete Beispiele erfahren wir, welche Themen dabei ausgehandelt werden und welche Herausforderungen, Reibungen und Hindernisse in der Praxis auftauchen können. Im Zentrum des Ausgangsgesprächs zwischen Kulturverwaltung und einem Künstlerkollektiv betrachten wir Visionen und konkrete Schritte, um den Schwung aus der künstlerischen Praxis noch umfassender nutzen zu können.
In der anschließenden Fishbowl-Diskussion den Raum öffnen wir den Raum für weitere Perspektiven: Welche Erfahrungen im Zusammenspiel von Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit gibt es? Wie können interdisziplinäre Räume dafür geöffnet werden? Wie kann mehr Mut für Experimente entstehen, um langfristig Strukturen zu verändern?
Dabei sind die Dezernentin für Kultur und Sport der Stadt Bonn Birgit Schneider-Bönninger und das künstlerische Kollektiv Organismendemokratie mit Marianna Sonneck und Georg Reinhardt. Mit der Fishbowl kommen der Bildende Künstler Daniel Hoernemann (Walbrodt), für Performing for Future der Schauspieler Michael Lippold und die Leiterin der Bundeskunsthalle Dr. Eva Kraus (angefragt) dazu.
Die Webtalk+ Reihe ist eine Veranstaltung im Rahmen des »Summer of Change« – Kulturfestivals Bonn.
Der »Summer of Change« ist eine Initiative der Bundesstadt Bonn in Kooperation mit der Bundeskunsthalle und über 30 weiteren Partner*innen.
Weitere Informationen: www.bonn.de/summer-of-change